Das neuseeländische Einwanderungsrecht – Hintergründe und rechtliche Grundlagen
Die gesetzliche Grundlage für die Einwanderungsvorschriften (Immigration Instructions) ist der sogenannte Immigration Act. Seine erste Version trat im November 1987 in Kraft. Seit November 2010 gilt der Immigration Act 2009. Im Jahre 1987 war der Immigration Act eine große, einschneidende Reform, denn in den 1970ger und 1980ger Jahren waren Einwanderer in Neuseeland nicht willkommen. Über die Jahrzehnte veränderten sich die Grundlagen des neuseeländischen Einwanderungsrechts immer wieder.
Ölkrise & Englands EU-Beitritt
Ausgelöst durch die Ölkrise und den Beitritt Englands in die EU (damals EWG) kam es zu einer schweren Wirtschaftskrise in Neuseeland. Insbesondere der Beitritt Englands in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft im Jahre 1973 war ein schwerer Schlag für Neuseeland. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war Neuseeland quasi der Vorgarten Englands. Ohne Zollbarrieren konnte Neuseeland seine landwirtschaftlichen Produkte nach England einführen und entwickelte sich so zu einem der reichsten Länder der westlichen Welt. Mit Beitritt Englands in die EWG galten dann auf einen Schlag (im Wesentlichen) die gleichen Zolltarife wie für andere Mitgliedstaaten. Die bequemen Profite aus landwirtschaftlichem Export schmolzen dahin. Arbeitslosigkeit machte sich breit – und damit auch die Auffassung, dass man auf keinen Fall Ausländer brauche, die den Neuseeländern die Arbeitsplätze wegnehmen könnten.
Neuseeländisches Einwanderungsrecht – die Türen schließen
1974 schloss daher die damalige Labour Regierung die Einwanderungstore – ein einschneidender Akt, denn es bedeutete, dass auch Engländer nicht mehr ohne weiteres in Neuseeland leben durften. In den Jahren davor konnte jeder Engländer nach Neuseeland ziehen – er brauchte noch nicht einmal einen Reisepass! 1974 hat sich Neuseeland also endgültig von England abgenabelt!
Überdenken des neuseeländischen Einwanderungsrechts
In den darauffolgenden Jahren nach einer weiteren Wirtschaftskrise in den 1980ern begriff man, dass Einwanderung durchaus positive Aspekte haben kann. Mit dem 1987er Immigration Act öffnen die Tore nach Neuseeland wieder – diesmal aber nicht nur den Pommies (wie die Engländer hier heißen), sondern der ganzen Welt. Auf der Basis des Immigration Acts wurde ein Punktesystem – und damit ein Quotenmanagement System – geschaffen, anhand dessen sich Einwanderer aus aller Welt für ein Leben in Neuseeland qualifizieren konnten.
Einwanderung damals und heute
Das neuseeländische Einwanderungsrecht hat sich vom Prinzip her bis heute nicht geändert. Die jeweilige Regierung erfand lediglich das Quotenmanagement System alle paar Jahre neu. Sie will stets dem politischen Zeitgeist gerecht werden. Nach wie vor können sich heute Einwanderungsaspiranten je nach Alter, Ausbildung, Berufserfahrung, Chancen auf dem neuseeländischen Arbeitsmarkt, beziehungsweise je nach Vermögen, Investitionsbereitschaft und unternehmerischer Ambitionen für eine Aufenthaltserlaubnis, das so genannte Resident Visa, qualifizieren.
Die Frage, ob Sie und Ihre Familie nach Neuseeland rein gelassen werden oder nicht, wird in erster Linie auf Verwaltungsebene, durch die Immigration Instructions, gestellt und beantwortet. Der Gesetzgeber gibt nur den gesetzlichen Rahmen vor, innerhalb dessen das Einwanderungsministerium dann die Verwaltungsvorschriften, die Immigration Instructions, erlässt. Hierzu gehört dann auch die Regelung der einzelnen Visa Kategorien . Jeder Einwanderungsfall ist im neuseeländischen Einwanderungsrecht ganz individuell zu betrachten. Eine persönlich abgestimmte Strategieausarbeitung ist deshalb sinnvoll.