Das Parent Boost Visa Neuseeland
Die neuseeländische Regierung hat ein neues Langzeit-Besuchervisum angekündigt, um die Familienzusammenführung zu fördern und die Attraktivität Neuseelands für hochqualifizierte Migranten zu erhöhen. Das Hauptziel des sogenannten neuen ‚Parent Boost Visa‘ besteht darin, Eltern und ihre in Neuseeland lebenden Kinder zusammenzubringen.
„Viele Personen, die nach Neuseeland ausgewandert sind, haben Familienmitglieder in anderen Teilen der Welt zurückgelassen“, weiß der langjährige Immigrationsberater Peter Hahn. „Gerade für Familien kann das Zurücklassen der älter werdenden Verwandten eine große Belastung sein.“
Alternativen momentan sind das Parent und Grandparent Visitor Visa (temporär), das Parent Category Resident Visa (dauerhaft, aber begrenzt auf 2500 Plätze jährlich) und das Parent Retirement Visa (dauerhaft, aber mit einer Investitionspflicht in Höhe von 1 Mio NZD).
Das neue Parent Boost Visa soll nun eine langfristigere Lösung als Alternative bringen. Es kann Eltern von zum Beispiel deutschen Einwanderern den Zugang zu langfristigen Aufenthaltsmöglichkeiten in Neuseeland bieten.
Fakten zum Parent Boost Visum
Das „Parent Boost“-Visum ist ein Mehrfachbesuchervisum, das Eltern von neuseeländischen Staatsbürgern und Residents einen Aufenthalt von bis zu 5 Jahren ermöglicht. Antragsteller können ein zweites Visum beantragen, das einen Gesamtaufenthalt von bis zu 10 Jahren ergibt, sofern sie weiterhin alle Voraussetzungen erfüllen. „Ganz wichtig, dieses neue Visum ist dennoch NUR ein temporäres Visum und bietet keinen Weg zur dauerhaften Residency!“, gibt der Neuseelandexperte zu bedenken.
Hier geht’s zu einem schnellen Überblick auf der Immigration New Zealand Seite.
Zulassungsvoraussetzungen im Überblick
Die Beantragung des Parent Boost Visa ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:
- Familienbeziehung: Antragsteller*innen müssen nachweisen, dass sie die Eltern eines in Neuseeland lebenden Permanent Residents oder Citizen/neuseeländischen Staatsbürgers sind. Die leiblichen oder adoptieren Kinder können hierbei als ‚Sponsoren‘ eintreten.
- Finanzielle Anforderungen: Die in Neuseeland lebenden Kinder müssen sich für die gesamte Dauer des Parent Boost Visa verpflichten, die finanzielle Unterstützung zu übernehmen. Das beinhaltet die Unterkunftskosten, sowie tägliche Lebenshaltungskosten, medizinische Aufwendungen und falls nötig, Rückführung oder Abschiebung in das Heimatland. Das soll garantieren, dass die besuchenden Eltern während ihres Aufenthalts nicht auf öffentliche neuseeländische Mittel angewiesen sind.
- Gesundheit und Charakter: Die Antragsteller/Eltern müssen medizinische Untersuchungen bestehen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, um eine gute Gesundheit und einen einwandfreien Charakter nachzuweisen.
Kriterien im Detail
Die Antragsteller des Parent Boost Visa müssen EINE der folgenden finanziellen Kriterien erfüllen:
- Der Sponsor (das in Neuseeland wohnende ‚Kind‘ der/s Antragsteller/s) verdient mindestens das neuseeländische Mediangehalt (bzw. das 1,5-fache des Mediangehalts bei gemeinsamen Sponsoren), um einen Elternteil zu sponsern, wobei sich der Betrag für weitere gesponserte Elternteile um das 0,5-fache des Medianlohns erhöht. Das Mediangehalt liegt derzeit bei 69,804.80 NZD.
ODER
- Der/die Elternteil(e) verfügen über ein persönliches Einkommen, das der neuseeländischen Rente, der sogenannten ‚Superannuation‘ entspricht. Das sind derzeit 32.611,28 NZD brutto pro Jahr für einen alleinstehenden Elternteil und 49.552,88 NZD für ein Paar.
ODER
- Der/die Elternteil(e) verfügen über ausreichende persönliche Mittel: 160.000 NZD für einen alleinstehenden Antragsteller oder 250.000 NZD für ein Paar.
Auch die Kriterien für die Krankenversicherung müssen genau beachtet werden:
- Die Antragsteller müssen mindestens 1 Jahr lang eine Krankenversicherung abschließen, die folgendes abdeckt:
1. medizinische Notfallversorgung (mindestens 250.000 NZD pro Jahr)
2. Überführung der sterblichen Überreste
3. Krebsbehandlung (mindestens NZD $100.000)
Diese Krankenversicherung muss für die gesamte Dauer des Aufenthalts in Neuseeland weiter unterhalten werden.
Zudem müssen sich die Antragsteller zwei Gesundheitstests unterziehen, um sicherzustellen, dass sie einen ‚akzeptablen Gesundheitszustand‘ aufweisen. Der erste Gesundheitscheck wird im Rahmen des ersten Visumantrags durchgeführt. Im dritten Jahr des Visums müssen sich die Antragsteller außerhalb Neuseelands einem zweiten Gesundheitscheck unterziehen und vor der Rückeinreise nachweisen, dass ihr Krankenversicherungsschutz nach wie vor besteht und ihr Gesundheitszustand weiterhin akzeptabel ist.
Antragstellung & Gebühren
Die Antragstellung für das Parent Boost Visa ist wie für alle anderen Visa im Normalfall ein Online-Formular. Die Antragsteller müssen relevante Dokumente, wie Geburtsurkunden, finanzielle Nachweise und medizinische Berichte einreichen.
Die Kosten für das Parent Boost Visa betragen 3.000 NZD. Nach drei Jahren fällt eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr für die Gesundheitsprüfung im dritten Jahr an, die für die meisten Personen 325 NZD beträgt.
Alternativen zum Parent Boost Visa
Das Parent Boost Visa ist ein reines temporäres Besuchervisum und bietet keinen Weg zur Residency! Das heißt die Eltern dürfen auch nicht in Neuseeland arbeiten. „Eine Alternative ist das Parent Retirement Visa im Rahmen der Investor Kategorie. Wer die Voraussetzungen dafür erfüllt, für den bietet sich über dieses Visum die Möglichkeit, tatsächlich für immer in Neuseeland zu bleiben“, erklärt Peter Hahn. Eine andere temporäre Alternative ist das sogenannte Parent & Grandparent Visitor Visa. „Hier können die Eltern oder Großeltern über einen Zeitraum von drei Jahren dreimal für jeweils 6 Monate in Neuseeland bleiben“, erklärt der Einwanderungsberater.
Kombination verschiedener Visa zur Aufenthaltsverlängerung
„Häufig kombinieren wir auch verschiedene Visaformen, um eine längere Aufenthaltsdauer in Neuseeland für beispielsweise Großeltern von in Neuseeland lebenden Deutschen herauszuholen“, verrät Peter Hahn. „Wenn wir beispielsweise
- ein normales Visitor Visa, also das Touristenvisum, mehrfach auf bis zu 12 Monate verlängern (Nachweis von 1000 NZD pro Monat Aufenthalt plus ein gültiges Rückflugticket)
- und das mit dem Parent oder Grandparent Visitor Visa kombinieren und nun noch
- das Parent Boost Visa mit einbauen können für bis zu 10 Jahre
Kommen wir auf eine Aufenthaltsdauer von bis zu 16 Jahren.“ Aber das ist natürlich alles mit einem großen finanziellen Einsatz und vielen Anträgen verbunden“, gibt der Einwanderungsberater zu bedenken.
Parent Boost Visa: Positives & Negatives
Einige Familien werden nach Jahren der Trennung durch das Parent Boost Visa vermutlich endlich wieder für längere Zeit zusammenkommen können. Durch die vorübergehende Schließung 2016 und nun oft langen Wartezeiten der Parent Visa Category haben Familien nun eine sicherere Alternative, um ihre Eltern ins Land zu holen – wenn auch nur temporär. Zudem soll das Programm die emotionale und soziale Bindung zwischen Eltern und Kindern unterstützen. Eltern beziehungsweise Großeltern bekommen so die Möglichkeit, die neuseeländische Kultur sowie die Lebensweise ihrer in Neuseeland lebenden Kinder besser kennenzulernen.
Dennoch gibt es auch scharfe Kritik am neuen Parent Boost Visa. ‚Hinter den Werbeversprechen verbürge sich ein finanzielles Minenfeld aus Antragsgebühren, Versicherungsprämien und versteckten Kosten, die für Migrantenfamilien mit niedrigem und mittlerem Einkommen nicht zu bewältigen seien. So sei bereits die Antragsgebühr von 3.000 NZD viel zu hoch. Die obligatorische Krankenversicherung von 8.000-10.000 NZD pro Jahr (Quelle: Southern Cross Visitor Cover, nib NZ International Plans, 2024 rate cards), sowie die Grundsicherung von 5.000-7.000 NZD pro Elternteil seien unverhältnismäßig. Über 5 Jahre summiert sich das auf $25.000-$50.000 pro Elternteil, was dazu führt, dass Familien aus der Arbeiterklasse ausgeschlossen werden.
Eltern bleiben außerdem in der Schwebe und können sich nicht dauerhaft in Neuseeland niederlassen.
Fazit
Viele Stimmen sprechen bereits von einem Visum für Wohlhabende und nicht von einem für Familien. Für einige Einwanderer aus Deutschland könnte das Parent Boost Visa jedoch eine neue Chance zur Familienzusammenführung mit ihren im Ausland lebenden Eltern darstellen. „Wenn andere Visa für die eigenen Eltern nicht in Frage kommen, könnte dieses neue Visum Abhilfe schaffen“, resümiert Peter Hahn.
Gerade, wenn es um die Unterstützung von Kindern im Haushalt durch die Großeltern geht, während beide Elternteile arbeiten, könnte das Parent Boost Visa eine große Hilfe für Familien von Einwanderern sein.
Nähere Einzelheiten zum Parent Boost Visa werden vermutlich kurz vor dem Inkrafttreten am 29. September 2025 veröffentlicht. Das Team von Peter Hahn behält die Entwicklungen für Sie im Auge.