Neuseeland – das unbeschreibliche Glücksgefühl
Zahnarzthelferin suchte Auslandserfahrung und blieb
„Ich habe unheimlich viel Glück gehabt von Anfang an“, erinnert sich Jana Schlegel an die ersten Wochen in Neuseeland. Alles hatte sich für die junge Deutsche gefügt und nach 7 Jahren lebt sie immer noch in Auckland – gleicher Wohnort, gleicher Job, doch um einige unwiederbringliche Erfahrungen reicher… und glücklicher.
Urlaub in Aotearoa
Jana Schlegel hatte in Stuttgart einen guten Job im Außendienst einer Dentalfirma, ein gutes Einkommen und ein tolles Appartement, doch richtig zufrieden war sie nicht. Zur gleichen Zeit machte sich eine gute Freundin von ihr samt Partner auf eine Weltreise. Nach einem langen Aufenthalt in Südamerika, verschlug es das Pärchen auch nach Australien und Neuseeland. Jana beschloss, ihre Freundin im Land der langen weißen Wolke zu besuchen. Der Flug war gebucht und die drei Wochen Urlaub in der unbekannten Ferne rückten näher. „Ich wusste nicht so recht, was mich dort erwartet, habe mich einfach auf meine Freundin gefreut und auf die Auszeit“, erinnert sie sich. Zunächst war Jana in Auckland, lernte die Stadt kennen und reiste dann sogar über die Inseln. „Mir hat Neuseeland gefallen aber ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dort zu wohnen. Der Lebensstandard und die Häuser waren einfach nicht so meins.“
Unbeschreibliches Glücksgefühl
Nach drei Wochen Urlaub kehrte die damals 29jährige erholt zurück nach Deutschland. „Und dann fing es an, sich auf einmal anders anzufühlen. Ich hatte dieses unbeschreibliche anhaltende Glücksgefühl, das ich vorher nie kannte. Es war wie eine Sucht und ich musste mir erst einmal klar machen, was es war. Es mag vielleicht merkwürdig klingen aber Neuseeland hat in mir etwas ausgelöst, was mich unglaublich happy und zufrieden machte.“ Dann gab es auf einmal einen weiteren Anstoß im Leben der ausgebildeten Zahnarzthelferin. Ein Headhunter kontaktierte die junge Frau und wollte sie für einen anderen Job gewinnen. „Nach fünf Gesprächen war dem Mann klar, dass es mich irgendwie erst einmal ins Ausland zog. Er hat mir sogar noch zugeredet und meinte, sein dentales Englisch zu verbessern und ein bis zwei Jahre Auslandserfahrung zu sammeln, mache sich im Lebenslauf sehr gut.“ Die Ratschläge und die innere Überzeugung mussten sich noch einige Tage setzen, dann handelte Jana Schlegel. Sie kündigte ihren Job und ihre Wohnung. Jetzt kam das schwierige Gespräch mit ihren Eltern. „Meine Mutter hatte schon irgendwie den richtigen Riecher, als ich nach Thüringen heim fuhr und meinte, ich müsste etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen. Sie kam mir zuvor und meinte, ‚Du willst nach Neuseeland, oder?’“
Ohne große Komplikationen hatte Jana sofort zwei Jobangebote in Auckland. Für ihre Eltern war wichtig, dass der Schritt gut überlegt sei und sie bei der neuen Arbeitsstelle mehr verdient. „Das war natürlich nicht der Fall. In Neuseeland verdient man meistens ein Drittel des Gehaltes weniger. Aber meine Eltern sind noch konservativ, warum sollte man den Job wechseln, wenn man nicht mehr Gehalt in Aussicht gestellt bekommt!? Ich wusste ja selbst nicht so genau, was mich nach Neuseeland zog. Ich denke, ich bin einfach meinem Herzen gefolgt.“
Perfekter Start in ein neues Leben
Mit gepackten Koffern und einem Bauchkribbeln bucht Jana Schlegel ihr nächstes Ticket nach Auckland. Natürlich holt ihre Freundin sie vom Flughafen ab und gemeinsam geht es gleich in die Zahnarztpraxis, wo sie ihren zukünftigen Chef kennenlernt. „Meine Freundin arbeitete schon dort aber was mir nicht klar war, ich sollte ihren Job bekommen, denn sie war nur noch sechs Monate in Neuseeland.“
Für die junge Deutsche lief von Anfang an alles perfekt. Sie fand ein tolles Zimmer in einer Wohngemeinschaft im Stadtteil Kingsland. „Das Haus war sehr schön und meine Mitbewohner rührend. Durch den Schwager von einem meiner Flatmates kam ich auch gleich an mein erstes eigenes Auto. Ich kaufte ihm für 600 NZD seinen alten Gebrauchten ab und war mobil. Das Work Visa für den Job war kein Thema, die Arbeit lief super, die Kollegen waren nett und ich traf sofort viele richtig nette Leute. So hatte ich wirklich in nur zwei Wochen mein Leben umgekrempelt und mich in Auckland komplett neu etabliert – ich hatte wirklich wahnsinniges Glück!“
Leben am anderen Ende der Welt
Die Arbeit lief reibungslos und Jana war sofort in das nette Team der Zahnarztpraxis integriert. Auch als ihre Freundin zurück nach Deutschland ging, blieb die 29jährige. In ihrer Freizeit begann sie zunächst, Auckland und die Umgebung näher zu erkunden. „Ich verbrachte meine Wochenenden vor allem gerne im Westen in den riesigen Waitakere Ranges. Dort gibt es so viele Wanderwege, dass ich heute schon gar nicht mehr weiß, welche ich alle gelaufen bin.“ Nach einem Jahr verlängert die Deutsche noch einmal ihr Arbeitsvisum. Ihre große Passion wurde das Laufen. „Über die Monate habe ich mit drei Freundinnen immer wieder trainiert. Wir waren jedes Wochenende irgendwo auf der Nord- oder Südinsel zum Wandern. Dadurch habe ich unglaublich viel gesehen.“ Auch Kurzurlaube in Ferienhäuschen gehörten zum Alltag in Neuseeland. Das große Ziel der vier Freunde war, den Oxford ½ Marathon mitzulaufen. Bei der Wohltätigkeitsveranstaltung werden Spenden für Arme gesammelt, der Wettbewerb erstreckt sich über 100 Kilometer. Die Strecke muss mit Hilfe von sieben Checkpoints, jedoch ohne Schlaf, von den Läufern bewältigt werden. „So ein Marathon schweißt unglaublich zusammen. Wir haben dann alle vier in knapp 28 Stunden das Ziel überglücklich erreicht. Denn nur wenn alle Mitglieder eines Teams ankommen, wird der Lauf erfolgreich gewertet.“
Einwanderung mit Stolpersteinen
Auch nach zwei Jahren denkt die Deutsche nicht daran, in ihre ursprüngliche Heimat zurückzukehren. Jedes Jahr beantragt sie ihr Arbeitsvisum aufs Neue – ohne Probleme. „Ich habe mich dann nach drei Jahren dazu entschlossen, mich auf die Residency zu bewerben. Also nahm ich einmal einen Batzen Geld in die Hand und habe ohne große Vorinformationen die Residency beantragt. Viele Bekannte meinten, es hätte bei ihnen ohne Probleme geklappt und wäre ganz einfach gewesen. Nachdem ich dann all das Geld für Anträge und Bearbeitung, Zeugnisse und Übersetzungen los war, kam die Ablehnung. Die neuseeländische Einwanderungsbehörde hat meinen Job nicht als ‚skilled employment’ anerkannt. Da war ich erst einmal ganz schön niedergeschlagen.“ Mit weiteren Work Visa lebt und arbeitet Jana für die nächsten Jahre in Auckland. Erst als sie mit einem Kiwi zusammen zieht, denkt sie erneut an die Beantragung der uneingeschränkten Aufenthaltserlaubnis. „Ich wollte meine offizielle Einwanderung aber auf keinen Fall über meine Partnerschaft aufziehen. Ich wollte unbedingt, dass es ohne fremde Hilfe klappt und ich das unabhängig von ihm alleine hinbekomme. Ein Freund aus Österreich, der lange in Neuseeland war, hat mir dann den Einwanderungsberater Peter Hahn ans Herz gelegt. Er hätte ihm auch in einer etwas verzwickten Lage erfolgreich helfen können.“
Jana Schlegel nimmt Kontakt nach Wellington auf und erklärt dem langjährigen deutschen Einwanderungsberater ihre Sachlage. Peter Hahn kennt ähnlich gelagerte Fälle genau, erklärt der Antrag könnte schwierig und langwierig werden, sei jedoch nicht aussichtslos. Zur gleichen Zeit ging eine Zahnarztkollegin von Jana Schlegel in Schwangerschaftsurlaub. „Mein Chef bot mir die Stelle als Clinical Managerin an, also als seine rechte Hand. Ich zögerte, denn man will ja die Kollegen mit so einem Schritt nicht verärgern. Als ich jedoch Peter am Telefon von der Möglichkeit berichtete, war schnell klar, das genau dieser berufliche Aufstieg die Chance auf eine schnelle Residency war.“ Als Praxismanagerin bildete Jana nun junge Mitarbeiter in Trainings aus, wurde die rechte Hand ihres Chefs und managte die Zahnarztpraxis. Durch die Beförderung war ihr Beruf durch geschicktes Formulieren schließlich ‚skilled employment’ und Peter Hahn konnte ihren Antrag über die Skilled Employment Category einreichen. Binnen sechs Monaten kam Jana erfolgreich zur Residency und ihre Zukunft in Neuseeland war sicher. Sie stand nun gänzlich auf eigenen Füßen.
Liebe zur neuen Heimat
Mittlerweile ist Jana Schlegel 36. Nach über sieben Jahren in Neuseeland fühlt sie sich noch genauso pudelwohl wie am Anfang. Und sie arbeitet noch in derselben Zahnarztpraxis, mit dem gleichen Chef und dem lieb gewonnenen Team an Mitarbeitern. An den Wochenenden fährt Jana gerne in das Ferienhaus von Freunden auf die Südinsel oder in ein Bungalow nach Piha, an den Surfstrand der Westküste von Auckland. „Für mich steht Neuseeland nicht nur für tolle Natur, Strände, Sand, Schnee und Berge, obwohl die Vielfältigkeit absolut ihren Reiz hat. Mir gefällt einfach so gut, dass die Menschen hier relaxter scheinen. Sie sind immer offen, lächeln und grüßen. Wenn ich in Deutschland am Morgen irgendwo lang gegangen bin, guckten die Leute auf den Boden oder an einem vorbei. Die Kiwis haben noch Zeit für die wesentlichen Dinge, für ihre Hobbys oder andere Interessen. Man trifft sich auch einfach mal spontan nach der Arbeit auf ein Bier – keiner rennt schnell noch ins Fitness-Studio, dann zum Einkaufen und dann in aller Eile nach Hause.“
Die Deutsche ist angekommen in ihrer neuen Heimat, mit ihrem neuseeländischen Partner lebt sie heute in Glendowie, einem schönen Stadtteil von Auckland. Und Besuch aus Deutschland bekommt sie jetzt auch regelmäßig. Auch ihre Eltern und ihr Bruder kamen nach Neuseeland und waren von der Schönheit des Landes überwältigt. „Sie verstehen jetzt ein bisschen, wo ich lebe und warum ich hier bin.“ Für die kommende Sommersaison haben sich weitere Freunde, Tanten und Onkels zu Besuch angemeldet. „Klar fehlen einem manchmal alte Freunde und natürlich die Familie aber Neuseeland macht mit einfach glücklich!“ Im Augenblick hat Jana keine Ambitionen, nach Deutschland zurück zu gehen, sie möchte bleiben.