Ein Hoch auf das Handwerk
Neuseeland kann Träume verwirklichen
Über 800 Jahre Backtradition hat der Familienbetrieb der Welzenbachs nahe Aschaffenburg. Doch aufgrund großer Unstimmigkeiten zieht sich der Meisterbäcker aus dem Betrieb seiner Eltern und Großeltern zurück, verliert so den Job und sein Dach über dem Kopf. Die lange Suche nach einem Neubeginn führt Monika und Patrick Welzenbach schließlich zufälligerweise nach Neuseeland: Als Bäcker über die Skilled Migrant Category
Sie sind beide 31 Jahre jung, fleißig und voller Unternehmergeist. Monika ist Diplom-Sozialpädagogin, Patrick Bäckermeister. Nach dem Familienkrach und dem Rückzug aus der traditionellen Bäckerei seiner Eltern, sucht das Paar über die Handwerkskammer überall in Deutschland nach Backstuben, die zum Verkauf stehen. Monika würde ihren Beruf aufgeben und mit in einem eigenen Betrieb anpacken. „Wir haben wirklich viel angeguckt aber irgendwo war immer der Haken – nicht lukrativ genug, marode Gebäude, viel zu teuer. Es hat einfach nicht sein sollen“, erzählt Monika Welzenbach von ihrer Suche und dem Traum unabhängig zu sein und ein eigenes Geschäft aufzubauen. Dann kam die Überlegung, auch im Ausland zu suchen und eines Tages sprang den beiden Deutschen eine Bäckerei in Auckland ins Auge. Die Welzenbachs entscheiden sich, das Geschäft und das Land näher unter die Lupe zu nehmen, und fliegen für einen siebenwöchigen Urlaub nach Aotearoa.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Als sie in Auckland ankommen, holt sie der deutsche Bäcker, welcher sein Geschäft verkaufen will, sogar persönlich vom Flughafen ab. „Ingo war sehr nett, hat uns zuerst ein wenig Auckland gezeigt, den Betrieb vorgeführt und uns Einblicke in seine Bücher verschafft. Wir haben uns den Kauf dann in Rücksprache mit der deutschen Handwerkskammer noch einmal genau überlegt. Ingos Bäckerei war nur an wenigen Tagen in der Woche offen und die Zahlen sahen nicht gut aus. Nach deutschen Richtlinien wäre er sogar schon insolvent gewesen.“ Das Paar lehnt verdrossen ab, bleibt jedoch in Neuseeland, um sich die Schönheit von Nord- und Südinsel in Ruhe anzusehen.
Eine andere Welt
Monika Welzenbach fand Neuseeland schon immer reizvoll, doch so schön hätte sie sich das Land nicht vorgestellt. „Freunde von uns waren auf Weltreise und haben immer so vom Land geschwärmt. Wir haben noch nie groß Urlaube in die Ferne unternommen, meistens waren wir auf Sylt. Nur unsere Hochzeitsreise ging nach Südafrika, da haben wir ein wenig Blut geleckt und gemerkt, anderswo kann es auch sehr schön sein!“ Das deutsche Paar reist über beide Inseln und sogar bis nach Stuart Island. Beide sind vor allem von Nelson, von den Marlborough Sounds und vom Abel Tasman National Park fasziniert. „Die Menschen sind so unglaublich offen und liebenswert. Auf der Fähre haben wir Kiwis kennen gelernt und einfach Adressen ausgetauscht. Wir haben bis heute Kontakt mit ihnen, das hat uns total beeindruckt.“ Monika liebt das Meer und die Wassermassen um Neuseeland machen sie einmal mehr zufrieden. „Man lernt hier auch so schnell andere Kulturen kennen. Neuseeland ist wirklich ein multikulturelles Erlebnis, das gefällt uns beiden sehr!“
Über verschiedene Zufälle bekommt Patrick schließlich noch während des Urlaubs Kontakt zu einer deutschen Biologin, die eine Bäckerei in Grey Lynn führt. Sie macht ihm ein attraktives Angebot und möchte ihn kurzerhand als Meisterbäcker in ihrem Betrieb anstellen.
Sicherheit versus Abenteuer
„Zu Beginn unserer Reise habe ich Patrick regelrecht aus dem Haus schubsen müssen“, erinnert sich Monika Welzenbach und ist immer noch selbst erstaunt, warum sie die ungewöhnliche Reise unbedingt machen möchte. „So ein Abenteuer ist eigentlich gar nicht unsere Art. Wir sind beide sicherheitsorientiert, das passt gar nicht zu uns. Mein Mann dachte wirklich, ich spinne.“ Während des Urlaubs verdreht die neuseeländische Realität auf einmal das Empfinden des Paares. „Am Anfang dachte ich wirklich, Monika sei verrückt, sich auf so etwas einzulassen. Doch als wir hier durch das Land reisten und Neuseeland genossen, wurde sie auf einmal skeptisch. Bei mir war es genau anders herum. Ich fühlte mich auf einmal pudelwohl und genau am richtigen Ort!“, gesteht der Bäckermeister. Obwohl Neuseeland als neuer Wohnort eigentlich eher ein Zufall war als konkrete Wahl, haben beide Deutschen schließlich intuitiv ein gutes Gefühl. Patrick Welzenbach entschließt sich schweren Herzens erst einmal den Job bei der Bäckerei in Auckland anzunehmen, während Monika zunächst zurück nach Deutschland fliegt. „Das war die härteste Entscheidung von allen“, erinnert sich Monika mit einem Seufzen. „Patrick war dann für ein Jahr in Neuseeland – alleine. Und ich saß in Deutschland.
So bekam er zunächst ein Arbeitsvisum, dann verhalf uns Peter Hahn über die Skilled Migrant Category schließlich zur Residency.“ Dem Bäcker gefiel Auckland, vor allem der Hafen und die Northshore konnte sich der 31jährige gut als neuen Wohnort vorstellen. Doch der Wunsch nach einem eigenen Geschäft blieb auch. Nach einem Jahr nimmt sich Patrick Welzenbach Urlaub und kehrt erst einmal zu seiner Frau nach Deutschland zurück.
Zukunftsmusik
Nach einem Weihnachtsfest mit Freunden und Familie in Deutschland arbeitet Patrick Welzenbach noch einmal als Angestellter für seine Bäckerei in Auckland. Seine Frau nimmt er diesmal mit. Sie unterstützt Patrick, gibt ihren Beruf als Diplom-Sozialpädagogin auf und will zusammen mit ihm einen eigenen Betrieb aufbauen. „Ich kann gut mit Leuten, habe auch schon in der Backstube und im Café ausgeholfen. So könnten wir gemeinsam anpacken.“ Beide sind nun auf der Suche nach einem eigenen Bäckerbetrieb in Neuseeland. Mit der Residency, der Aufenthaltsgenehmigung in der Tasche, steht ihnen jetzt jeder Traum offen, denn die Einwanderung als Bäcker über die Skilled Migrant Category hat funktioniert.
Derzeit haben sie die Aussicht auf eine gut gehende deutsche Bäckerei mit großem Potenzial in Wellington. „Wir müssen mal sehen, ob diesmal was aus dem Kauf wird. Ein anderer Faktor ist eine gewisse Unverbindlichkeit der Kiwis, die mit ihrer Entspanntheit kommt. Da dürfen wir dann beim Thema Angestellte dann nicht zu blauäugig an die Sacher heran gehen. Auch die Ausbildung zum Bäcker läuft hier natürlich ganz anders ab. Aber das sind Hürden, die wir sicherlich nehmen können. Da bin ich zuversichtlich.“
Mit einer weiteren Portion Glück gelangen die Welzenbachs sicher bald an ihr endgültiges Ziel und können dann endlich ihren Traum von der eigenen Bäckerei in Neuseeland verwirklichen!