Cyclone Gabrielle wütet in Neuseeland
Das Schlimmste scheint überstanden, doch der Wirbelsturm Gabrielle hat ein Schlachtfeld der Verwüstung hinter sich gelassen. Nach den Sturmfluten in Auckland zwei Wochen zuvor, wanderte nun Anfang der Woche der Zyklon über die Nordinsel Neuseelands. Das Northland, Auckland und vor allem die Hawkes Bay um die Art Deco Stadt Napier waren besonders stark betroffen. Elf Menschen ließen bislang ihr Leben doch von über 2.200 Menschen fehlt bislang jegliches Lebenszeichen. Zerstörte Häuser, eingestürzte Brücken, verschüttete Straßen, abgeschnittene Gemeinden, Trinkwasserknappheit und Stromausfälle machen den Rettungsteams die Einsätze schwer.
Aufgrund der Bitte einiger Newsletter Abonnenten haben wir für Sie eine kurze Übersicht der Geschehnisse in Neuseeland zusammengefasst.
Die Unwetterwarnungen waren bekannt und viele Bewohner des Nordens der Nordinsel wappneten sich mit den letzten Vorbereitungen vor dem Wirbelsturm Gabrielle, platzierten Sandsäcke und kauften Essensvorräte ein. Rund 30 Notunterkünfte wurden alleine im Großraum Auckland bereits vor der Ankunft des Zyklons für Bewohner eingerichtet, deren Häuser evakuiert werden müssten oder durch den Sturm unbewohnbar werden würden.
Für einige Regionen kam es dennoch schlimmer als erwartet. Sturmböen von über 200 km/h und Starkregen ließen Flüsse in Minutenschnelle anschwellen. Bis zu zehn Meter hohe Wellen bedrohten die Küstengebiete. An Aucklands Westküste um die Touristenregionen, wie den bekannten Surfstrand Piha oder die durch die Blow Holes beliebte Region um Muriwai waren besonders stark betroffen. Ein Erdrutsch begrub einen Helfer der Freiwilligen Feuerwehr unter den Erdmassen. Ein weiterer Feuerwehrmann starb bei einem Rettungseinsatz. Mehrere Schlammlawinen schlossen einige Gemeinden von der Zivilisation ab, die Trinkwasser- und Stromversorgung, sowie die Anbindung an Telefon, Mobilfunk und Internet brach durch unzählige umgestürzte Bäume zusammen. Cyclone Gabrielle machte auch vor der Halbinsel Coromandel nicht halt, als er entlang der Ostküste der Nordinsel weiterzog. Auch hier stürzten Brücken ein, Grundstücke in Fluss- und Meeresnähe waren besonders stark betroffen. Am stärksten wütete der Wirbelsturm der Stufe drei jedoch an der Ostküste. Von Gisborne über Napier bis nach Hastings zwangen Sturmfluten viele Menschen zur Flucht durch mehr als hüfttiefes Wasser. Einer Mutter wurde ihre zweijährige Tochter von den Wassermassen im Esk Valley aus den Armen gerissen. Das kleine Mädchen starb wie neun weitere Menschen in den Fluten. Unter ihnen auch der Vater eines berühmten neuseeländischen Rugby League Spielers, der den Wassermassen nicht mehr rechtzeitig entkommen konnte. Mehrere Erntehelfer einer Obstplantage retteten sich auf die Dächer ihrer Unterkünfte, konnten jedoch in letzter Minute evakuiert werden. Durch das unterbrochene Mobilfunknetz und vielerorts ausgefallene Elektrizität kamen Hilferufe oft erst gar nicht mehr bei den Rettungsleitstellen an. Weggeschwemmte Brücken, verschüttete Straßen und unpassierbare Wassermassen erschwerten den Einsatz. Über 2.200 Menschen werden immer noch von Angehörigen und Freunden vermisst und gelten momentan als nicht kontaktierbar. Rund 2000 Menschen verbleiben derzeit alleine in den Evakuierungszentren in der Hawkes Bay, während geschätzte 1.000 Bewohner in der Region immer noch nicht von den Einsatzkräften erreicht werden können.
Mittlerweile sind sogar Rettungsteams und Spezialisten aus Australien und Fidschi eingeflogen worden, um die neuseeländischen Kräfte zu unterstützen. Die Priorität liegt in der Herstellung von Kontakten in die abgeschnittenen Gemeinden und die Wiederherstellung der essenziellen Versorgung wie Lebensmittel, Trinkwasser, Strom und Telekommunikation. Auch ein Krankenhaus operiert im Dunkeln ohne Strom. Schlammmassen machen Straßen unpassierbar, Häuser sind unter Schlick begraben und viele Obstplantagen verloren ihre Ernte.
Premierminister Chris Hipkins besuchte beide Katastrophengebiete, machte sich selbst einen Überblick über die verheerende Lage vor Ort und sprach mit Bewohnern, die ihre Häuser und gesamtes Hab und Gut durch den Wirbelsturm verloren haben. „Das Leben in den betroffenen Gegenden ist unglaublich hart gerade. Ich bin schockiert über das Ausmaß der Verwüstungen. Jetzt gilt es alles daran zu setzen, dass die Menschen hier wieder auf die Beine kommen. Das wird einige Zeit dauern, soviel ist sicher“, sagte er der lokalen Presse bestürzt. Er versprach 300 Millionen NZD Soforthilfen für Betroffene in einen Notfallpaket zusammenzustellen. Nachbarschaftshilfe und der Einsatz vieler freiwilliger Helfer zeigen einmal mehr den Zusammenhalt der neuseeländischen Bevölkerung.
Sowohl die genaue Anzahl der Todesopfer wie auch die Schadensumme selbst, können bislang noch nicht beziffert werden.
Erst 2018 war Neuseeland von einem Jahrhundertunwetter heimgesucht worden. Doch anstelle der vielen Jahre ohne weitere Katastrophen, kam der Wirbelsturm nur fünf Jahre später. Klimaexperten warnen vor immer häufiger auftretenden Extremwettersituationen durch die Klimaerwärmung.
Das neuseeländische Rote Kreuz hat ein Spendenkonto für die Opfer der Sturmfluten und des Cyclone Gabrielle eingerichtet. Wer den New Zealand Disaster Fund unterstützen möchte, kann auch aus Deutschland per Kreditkartenzahlung spenden:
https://www.redcross.org.nz/support-us/our-current-appeals/new-zealand-disaster-fund/