Die neue Skilled Migrant Kategorie
„Über diese Schiene gelangten rund 90 Prozent meiner Kunden nach Neuseeland“, berichtet der langjährige Einwanderungsberater Peter Hahn aus Wellington. „Die Skilled Migrant Kategorie war bislang ein Quotenmanagementsystem, soll jetzt jedoch mit neuen Regeln ausgestattet werden.“ Die gute Nachricht, eine Jahresquote gibt es dann ab nächstem Jahr nicht mehr, die Punkteregelung soll vereinfacht werden und auch der Antragsprozess könnte sich verschlanken. Ob die neue Skilled Migrant Kategorie die häufigste Möglichkeit zur Einwanderung nach Neuseeland bleibt, wird sich zeigen. Für welche Interessierten es einfacher oder schwieriger wird künftig einzuwandern, hat Peter Hahn für Sie zusammengefasst.
Häufigste Möglichkeit zur Einwanderung nach Neuseeland
Im Zuge der von der Labour Regierung angestrebten ‚Immigration Rebalance‘, die Einwanderung nach Neuseeland besser und kontrollierter zu managen, wurde nun auch die beliebte Skilled Migrant Kategorie überarbeitet. Bislang liegt das Schriftstück als Entwurf zur Änderung vor, wird jedoch nach den über 25 Jahren Erfahrung im Einwanderungsgeschäft laut Peter Hahn ziemlich sicher so ähnlich umgesetzt. Wenn es nach Immigration New Zealand geht, soll die neue Skilled Migrant Kategorie transparenter, einfacher zu handhaben und mit von Anfang an klar ersichtlichen Einwanderungsperspektiven für alle Interessierten gestaltet werden. Sie basiert auf Einwanderungschancen für qualifizierte Arbeitskräfte, die Neuseelands Wirtschaft voranbringen sollen.
Geplante Änderungen
Das bislang existierende Punktesystem soll durch ein neues vereinfachtes Punktesystem mit drei unterschiedlichen Fähigkeits-Kategorien ersetzt werden. Es wird keine Bonuspunkte mehr für ein Jobangebot außerhalb von Auckland geben. „Aber ohne Joboffer wird eine Einwanderung nicht mehr möglich sein“, erklärt Peter Hahn. „Auf der anderen Seite wird sich für meine Kunden gar nicht allzu viel ändern. Nur für Handwerker könnte es künftig schwieriger werden.“
Regelungen wie die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses oder eines gesundheitlichen Zeugnisses bleiben erhalten und werden weiterhin erforderlich sein. Nur bei der Altersobergrenze von 55 Jahren für den Antragsteller überlegt die Regierung gerade, diese für bestimmte Berufsgruppen, wie bei Ärzten, auszusetzen oder anzuheben.
Das neue Punktesystem
Wie die Übersicht der neuseeländischen Einwanderungsbehörde zeigt, sollen in der neuen Skilled Migrant Kategorie drei Erfahrungsgebiete Punkte bringen. Wer einwandern möchte, benötigt dann insgesamt sechs Punkte.
- „Eine Möglichkeit künftig über diese Schiene einzuwandern ist, wenn man ohnehin in einem Beruf arbeitet, für den Immigration New Zealand eine neuseeländische Berufszulassung benötigt“, erklärt der Einwanderungsberater. „Das wären beispielsweise Krankenschwestern, Elektriker, Zahnärzte, Architekten oder Lehrer. Je nachdem, wie viele Jahre man an Berufserfahrung mitbringt, erhält man dann drei bis sechs Punkte. Gegebenenfalls können die fehlenden Punkte durch Arbeitserfahrung in diesem Sektor in Neuseeland ausgeglichen werden. Für ein Jahr gibt es einen zusätzlichen Punkt, für alle, die zwei Jahre mit Work Visa in Neuseeland gearbeitet haben, zwei Punkte und für drei Jahre Arbeitserfahrung in Neuseeland drei Punkte“, berichtet Peter Hahn über das neue System.
- Ein zweites Qualifikationsgebiet stellen unterschiedliche Universitätsabschlüsse dar, welche die Bewerber mitbringen und dafür Punkte bekommen können. „Für einen Bachelor Degree bekommt der Antragsteller dann beispielsweise drei Punkte. Je höhere Abschlüsse nachgewiesen werden können, desto mehr Punkte gibt es“, erläutert Peter Hahn. „Für ein PHD erhält man dann nach derzeitiger Planung sechs Punkte und muss keine Arbeitserfahrung in Neuseeland mehr absolvieren, um die Residency bekommen zu können.“
- Die dritte Möglichkeit ist der Weg zur Residency über ein entsprechend hohes Einkommen bei einer neuseeländischen Jobzusage. Gemessen wird das Niveau anhand des Mediangehalts von rund 30$ Stundenlohn oder einem Jahresgehalt von 62.000 NZD. „Drei Punkte bekommt also jemand, der rund 93.000 NZD im Arbeitsvertrag nachweisen kann“, rechnet der Einwanderungsberater das 1,5fache Mediangehalt vor. „Bei zweifachem Mediangehalt von rund 120.000 NZD kann man ohnehin schon über das Akkredited Employer Work Visa mit dem zweijährigen Pathway zur Residency einwandern. Das bedeutet, nach zwei Jahren Arbeit im Land zu diesen Konditionen, kann die Residency beantragt werden.“ Wer sogar das dreifache Mediangehalt verdient, bekommt dafür sechs Punkte und benötigt gar keine weitere Arbeitserfahrung in Neuseeland.
© Immigration New Zealand
„Wichtig zu verstehen ist, dass man die Punkte nur aus EINER dieser Erfahrungs- oder Skill Kategorien bekommen kann und die Qualifikationen nicht kombiniert werden dürfen!“, weist Peter Hahn Interessierte hin. Wer innerhalb seiner Kategorie keine sechs Punkte zusammenbekommt, kann die fehlenden Punkte mit Arbeitserfahrung in Neuseeland wettmachen. „Hier muss man das Kleingedruckte beachten! Denn nur ‚Skilled Work‘ wird anerkannt. Ob eine Tätigkeit ‚skilled‘ ist oder nicht, ist von Beruf zu Beruf unterschiedlich geregelt – zu der Frage sollte man sich auf jeden Fall professionell beraten lassen.
Beispiel-Szenarien für Interessierte
„Bislang erlangte beispielsweise ein 47jähriger Zimmerer, der ein Joboffer außerhalb von Auckland hatte und über zehn Jahre Berufserfahrung mitbrachte, rund 180 Punkte“, erklärt Peter Hahn. Sie setzten sich wie folgt zusammen:
Alter 10 Punkte
Ausbildung 40 Punkte
Berufserfahrung > 10 Jahre 50 Punkte
Joboffer außerhalb AKLs 80 Punkte (Joboffer in AKL 50 Punkte)
Nach dem neuen, bislang nur vorgeschlagenen Regelwerk, kann der Zimmerer für seine Zimmerer-Ausbildung nicht punkten, eine Berufszulassung braucht er auch nicht, so dass ihm nur die Option über das 1,5fache Mediangehalt von rund 93.000 NZD pro Jahr bleibt, um dafür drei Punkte zu bekommen. Auf der Careers Webseite lässt sich nachlesen, was Zimmerer in Neuseeland typischerweise verdienen. „Mittels eines Work Visums könnte er dann erst einmal in Neuseeland anfangen, zu arbeiten“, erklärt Peter Hahn. „Wenn der Zimmerer dann hier erfolgreich drei Jahre in Neuseeland zu diesem Lohn gearbeitet hat, bekäme er dafür noch einmal drei Punkte und hätte somit auch seine sechs Punkte für den Residency-Antrag zusammen. Allerdings mit deutlich mehr Aufwand.“
Die wichtigsten Informationen im Überblick
- Die bisherige Skilled Migrant Kategorie war durch die Covid19-Grenzschließung bis auf weiteres ausgesetzt und wird im November wieder öffnen.
- Bis 9. November genügen noch 160 Punkte, um aus dem Pool der Expression of Interests (EoI) nach den alten Regularien gezogen zu werden.
- Ab November 2022 werden die Punkte auf 180 angehoben.
- Anfang 2023 will die Regierung alle Regeln für die neue Skilled Migrant Kategorie veröffentlichen.
- Ab ca. Mitte 2023 tritt dann die neue Skilled Migrant Kategorie in Kraft.
Resümee
„In den kommenden Tagen und Monaten wird es einige Änderungen geben und somit für manche Interessierte auch Verschärfungen. Wer seine Expression of Interest bereits eingereicht hat und 160 Punkte erreicht, muss nur prüfen, ob sein Englischtest noch gültig ist!“, macht Peter Hahn alle Antragsteller aufmerksam. „Wer es nicht schafft, auf 180 Punkte zu kommen, muss seinen Antrag noch bis 9. November neuseeländischer Zeit auf den Weg bringen, sonst können die Chancen auf eine Residency, je nach persönlichen Umständen, verspielt sein. Ich gehe davon aus, dass beispielsweise Anträge für Handwerker künftig schwieriger werden und vor allem ein längeres, aufwendigeres und somit kostenintensiveres Verfahren mit sich bringen werden“, mutmaßt der Einwanderungsexperte.
„Die gute Nachricht ist, dass nun wieder Anträge bearbeitet werden und man bis etwa Mitte nächsten Jahres noch nach den alten Regeln einwandern kann – wenn auch mit der höheren Anforderung von 180 Punkten“, so das Resümee von Peter Hahn. „Für viele Kunden wird sich auch danach nur das Prozedere ändern und die Einwanderungschancen bleiben auch mit der Einführung der neuen Skilled Migrant Kategorie ähnlich wie bisher.
Das Interesse an Neuseeland als Einwanderungsland ist nach wie vor groß. „Im Zuge der Russland-Krise und Energieknappheit neigen viele dazu, Deutschland künftig den Rücken zu kehren und ihr Leben im Ausland zu gestalten.“
Vorschau
Neben den Ankündigungen für die neue Skilled Migrant Kategorie hat die neuseeländische Einwanderungsbehörde auch Neuigkeiten zur Parent Category veröffentlicht. Diese wurde bereits im Oktober 2016 geschlossen. Diese Einwanderungsmöglichkeit ist für Eltern von bereits in Neuseeland lebenden Einwanderern gedacht, um Familien zusammen zu führen. „Alle Neuerungen dazu und weitere Informationen zum Einwanderungsrecht, gibt es in unserem nächsten Newsletter.“