Vorteile für Einwanderer bei der Jobsuche
Neuer Prozess für Arbeitgeber-Akkreditierung
Jeden Tag gibt es Medienberichte zur Arbeitsplatzsituation in Neuseeland: >>Ein Bewerber auf zwei Jobs<<, >> Verzweifelte Suche nach Personal<< oder >>Zu wenig Arbeitskräfte<<. Noch sind keine Details über die ‚Immigration Rebalance‘, die neuen Einwanderungsregeln bekannt, aber die Regierung hat nun veröffentlicht, wie Arbeitgeber künftig an ausländische Arbeitnehmer gelangen können. Der dafür nötig Akkreditierungsprozess war lange angekündigt, das genaue Verfahren jedoch bislang unbekannt. „Nun kennen wir die Feinheiten und können daraus auch Vorteile für Jobsuchende aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz ableiten“, erklärt der langjährige Einwanderungsberater Peter Hahn aus Wellington erleichtert.
Händeringend Personal gesucht
„Unsere Newsletter-Abonnenten steigen. Durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg steigt das Interesse an Neuseeland als Auswanderland derzeit stark an“, packt der Neuseeland-Experte die Fakten auf den Tisch. „Auch ich habe erst kürzlich zwei neue Leute eingestellt.“ Die Jobangebote auf der bekanntesten Internetplattform Seek sind auf einem absoluten Höchststand und im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gestiegen. Die Gegenden mit dem momentan größten Stellenmarkt seien Auckland, Otago, Gisborne und Waikato, erklärte der Seek Regionalmanager Rob Clark. Dabei sei die IT-Branche definitiv der Sektor, in dem die meisten Firmen neue Angestellte suchen würden. Auch der langjährige Immigrationsberater Peter Hahn beobachtet seit Wochen für seine Kunden die Entwicklungen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes in Neuseeland. „Es herrscht hier mittlerweile ein harter Kampf um neue Bewerber“, erklärt der Neuseelandexperte. „Doch nicht nur innerhalb des Landes. Neuseeland konkurriert hier auf dem Weltmarkt um die Topleute.“ Besonders gefragt derzeit sind immer noch IT-ler, Ärzte und Ingenieure.
Durch die Grenzöffnung im Mai wird Neuseeland laut Experten, wie dem Demographen Professor Spoonley vermutlich weitere Fachkräfte verlieren. Viele Kiwis suchen das Abenteuer und wollen nach der langen Abgeschiedenheit trotz um acht Prozent gestiegener Löhne in Neuseeland ins Ausland abwandern. „Allerdings können dann auch ausländische Fachkräfte wieder leichter einreisen und hier auf dem ungedeckten Arbeitsmarkt eine Stelle finden“, gibt Peter Hahn zu bedenken.
AEWV – Das Accredited Employer Work Visa
Die Einwanderungsbehörde hat jetzt nach langem Warten endlich den Prozess beschrieben, mit dem sich neuseeländische Arbeitgeber, die Ausländer einstellen möchten, akkreditieren können. „Das sogenannte Accredited Employer Work Visa ersetzt dann ab dem 4. Juli 2022 offiziell das Essential Skills Work Visa“, erklärt der Einwanderungsberater. Bereits ab 23. Mai 2022 können sich neuseeländische Firmen für dieses Verfahren anmelden.
Es besteht aus drei Stufen und beginnt mit einem einfachen Akkreditierungsprozess. „Bei dieser Stufe muss das Unternehmen eigentlich, neben den offiziellen Angaben, nur nachweisen, dass es eine ernsthafte Firma ist und kein Briefkasten-Geschäft“, weiß Peter Hahn. Der zweite Teil besteht aus dem sogenannten Job Check, welcher schon etwas ausführlicher ist und Stufe drei aus dem eigentlichen Work Visa Antrag durch den ausländischen Bewerber, wie beispielsweise Deutsche, die in Neuseeland bei dieser Firma arbeiten möchten und von der Firma eingestellt werden wollen.
Den ‚Job Check‘ bestehen
„Eigentlich ist dieses Verfahren in der Sache gar nicht neu, nur der Prozess ist jetzt ein anderer und es ist ein bisschen strenger geworden“, gibt Peter Hahn Entwarnung. Innerhalb des Job Checks gibt es zwei Varianten:
- Highly Paid Jobs – dazu gehören alle Positionen, bei denen der Arbeitnehmer 200 % des Mediangehalts erhält. Das ist nach momentanem Stand ein Jahresgehalt von etwa 116.000 NZD. „Ganz entscheidend ist hier, dass der Arbeitgeber die Stelle noch nicht einmal inserieren muss“, lobt Peter Hahn. „Zudem hat unser Kunde in diesem Fall die Möglichkeit des sogenannten ‚Pathway to Residence‘. Das bedeutet, dass er nach dem Work Visa später eine Möglichkeit hat, die Residency zu beantragen, die uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis und eben nicht nur eine befristete Arbeitserlaubnis im Land. Und da man laut der Behörde dann über die Skilled Migrant Category diesen Antrag stellen kann, sagt mir das, dass es diese bestehende Kategorie weiterhin geben wird, wenn auch wahrscheinlich mit neuen Regeln“, schließt der Einwanderungsberater aus der Veröffentlichung der Einwanderungsbehörde.
- Alle anderen Jobs, die unter dieser Gehaltsgrenze liegen, erfordern jedoch zumindest die Erfüllung des sogenannten Mediangehaltes von knapp 58.000 NZD jährlich, um den Job Check zu bestehen. Zunächst muss nun der neuseeländische Arbeitgeber nachweisen, dass er in Neuseeland kein geeignetes Personal für diese Stelle gefunden hat. „Das ist momentan eigentlich bei dieser engen Marktsituation überhaupt kein Thema. Allerdings muss die neuseeländische Firma beispielsweise beim Inserieren, ganz bestimmte Punkte unbedingt berücksichtigen, sonst fällt das Verfahren durch“, weiß Peter Hahn. Zu diesen wichtigen Regeln gehört unter anderem die Angabe des Gehalts in der Anzeige. „Es gibt viele Feinheiten und manche Arbeitgeber sind etwas schusselig, was dann später zu Fehlern oder Schwierigkeiten für unsere Kunden führen kann“, warnt Peter Hahn. „Da ist es gut, wenn wir als Berater die Arbeitgeber hier vor Ort und unsere Kunden schon früh an die Hand nehmen und unterstützen können, damit alles glatt läuft!“
Neue Chancen für Jobsuchende
Bislang war das Thema Arbeitssuche in Neuseeland für Ausländer oft ein Teufelskreis. Ohne Job kein Visum und ohne Visum kein Job. Die Lage könnte sich jetzt laut Peter Hahn ändern und günstiger für Interessierte werden. „Wenn sich neuseeländische Firmen ab Mai akkreditieren, zeigen sie damit ganz offen, dass sie grundsätzlich bereit sind, Ausländer anzustellen oder sogar aktiv ausländische Fachkräfte suchen. Vermutlich wird es dann ab Juli 2022 eine Liste geben, auf der alle bislang akkreditierten neuseeländischen Arbeitgeber zu finden sind“, vermutet Peter Hahn. „Wer also aktiv nach einem Job in Neuseeland sucht, kann sich dann auf diese akkreditieren Arbeitgeber fokussieren, die ja bereits kenntlich gemacht haben, dass sie den Prozess des Einstellens von Ausländern auf sich nehmen und ausdrücklich wollen. Das macht die Jobsuche für meine Kunden zusätzlich zur momentan starken neuseeländischen Wirtschaft und den vielen Stellenangeboten hier deutlich einfacher!“